Schwarzmeer-Tour 2008

Unsere Tour 2006

verlief durch die Slowakei, die ukrainischen Waldkarpaten und die Maramures in Rumänien.
>Bericht lesen<

Unsere Tour 2007

führte über Polen und Kaliningrad durch das Baltikum, Finnland bis St.Petersburg und über die masurischen Seenplatte ging es zurück in die Heimat.
>Bericht lesen<

Vorbildcharakter

John Bradshaw und Dic, seinen Begleiter, lernten wir auf der Überfahrt zur Krim auf der Fähre kennen. Auch sie waren mit Ihren Motorrädern unterwegs. Wir trafen uns zufällig auf der Krim und auf der Fahrt nach Odessa noch einmal. John war 72 Jahre alt, sein Begleiter 68. Zu Weihnachten 2009 erreichte mich eine Mail von John mit einem Link zu seiner Motorradtouren-Seite.

Seine diesjährige Tour (2009) ist der Hammer. Von Wales nach Peking, in zehn Wochen - Hut ab John!

>Seite besuchen<

Moldawien (Moldau; Moldova) von Süden nach Norden durchquert

Mehr über Land und Leute der Republik Moldowa, dem Land zwischen Pruth und Nistru, findet man auf dieser sehr gut gemachten Seite: http://www.moldawien-info.de.

Auf einer anderen Seite des selben Autors ist die wechselvolle Geschichte des Landes erklärt: http://fhenrichfreise.de/geschichte/2000-1800

Zur Info

Wer von der Ukraine über Transnistrien nach Moldawien (Moldau; Moldova) einreist, bekommt keinen Einreisestempel in seinen Pass. Das wird bei der Ausreise zu Problemen führen, da die Zettel, die man von den Grenzern bekommt, bei der Ausreise aus der nicht völkerrechtlich anerkannten Provinz Transnistrien wieder abgenommen werden. Eine Einreisegebühr gibt es zwar nicht, wird aber trotzdem verlangt. Offiziell ist man also nicht eingereist! Es gibt an der Grenze zu dieser Provinz keine moldawischen Grenzstationen, warum auch, die Provinz ist ja völkerrechtlich ein Teil von Moldawien! Deshalb ist die EUBAM zur Beratung und Kontrolle der moldauischen/ukrainischen Grenze aufgestellt worden.

Noch ausführlichere Angaben findet man beim www.reiseführer-europa.de.

An der Zollkontrolle

Wir reisten ein, das heißt erst einmal warten vor dem Schlagbaum. Nach einer Viertelstunde öffnete er sich und wir konnten vorfahren zur Passkontrolle und warteten wieder eine Viertestunde. Manfred füllte in dieser Zeit die Reisekasse mit moldawischem Leu auf, die jetzt zu unserem Zahlungsmittel wurden.

Nach der Passkontrolle folgte die Zollkontrolle. Auch hier mussten wir wieder eine Viertelstunde warten, bis wir an der Reihe waren. Der Grenzübergang wurde gerade modernisiert, so dass wir nach gelungener Einreise, uns durch Kies und Baggerspuren an der Baustelle arbeiten mussten.

Das erste Straßenstück auf 10 Kilometer Länge war neu gemacht und ließ sich gut fahren. Doch unsere Hoffnung auf ruckelfreie Straßen schwand recht bald. Auch hier waren Bodenwellen und Schlaglöcher Hauptbestandteil der Straße. An der nächsten Tankstelle hielten wir an. Uns erwartete eine moderne Anlage mit Shop und EC-, sowie Kreditkartenzahlung. Das war doch schon ein Stück europäischer, sogar als Rumänien.
Der nächst größere Ort war Causeni. Unser Magen hing in den Kniekehlen, doch leider war in der Stadt kein Restaurant zu sehen, nur Bierkneipen.

Auch auf dem Markt gab es Obst und Gemüse in Mengen, aber leider alles in rohem Zustand. Auch Fleisch war in diesem Zustand leider ungenießbar. So fuhren weiter und hielten die Augen offen nach etwas Essbarem.

Radarkontrolle in einer "geschlossenen Ortschaft"

Nach ein paar Orten weiter stoppten mich Polizisten, deren Auto hinter einer Kurve versteckt am Straßenrand stand. Ich wusste erst nicht, was sie von mir wollten. Sie redeten auf mich ein, doch ich verstand nicht was sie sagten. Sie zeigten auf das Radargerät, das mich zeigte, mit einer Geschwindigkeit von 81 km/h. Ich malte eine Neun und eine Null auf meine Hand, um zu erklären, dass hier auf Landstraßen 90 km/h erlaubt seien. Dann holte der Polizist, der meine Papiere immer noch in der Hand hielt, eine Karte hervor, auf der die Verkehrzeichen abgebildet waren und deutete auf das Ortsschild und auf 50 km/h. Dann machte er eine Bewegung, die wohl bedeuten sollte, dass er mir meinen Führerschein wegnehmen könne. Also gut, das hier war alles andere als eine geschlossenen Ortschaft. Ich sagte zu Manfred, er solle Geldscheine hinhalten, um zu zeigen, dass wir eine Strafe zahlen würden. Merkwürdigerweise wollten sie aber kein Geld, sondern gaben mir die Papiere zurück und ließen uns weiterfahren.

Wir fuhren also weiter, ohne zu wissen, was der Spuk eben bedeuten sollte.

Wir wollten auf jeden Fall Chisinau umfahren, da ich gelesen hatte, dass es keinerlei Wegweiser in der Stadt gäbe. Das klappte jedoch nicht wirklich; wir gerieten mitten in das Großstadt-Verkehrschaos hinein. Viel Verkehr, schlechte Straßen und fehlende Straßenmarkierungen war das Resultat. Außerdem stellten wir fest, dass es stimmte was ich gelesen hatte, nämlich dass es keine Wegweiser gibt.

Wir stießen bei unserem Herumirren auf eine lange Straße, an der jede Menge LKWs am Rand standen, beladen mit Steinen, Kies oder Sand. Diese konnte man wohl direkt ordern und sie fahren es dahin, wo man möchte. Ein interessantes Prinzip. Nach dem Abladen holen sie dann neue Baustoffe und warten wieder dort.
Als wir an den kilometerlang stehenden Lastern vorbei waren, folgte ein kilometerlanger Markt mit Ständen, Buden und einer unheimlichen Menschenanzahl.

Chisinau war das heftigste, was ich je als Stadt erlebt habe. Der Verzicht auf Straßenmarkierungen erlaubte dem Verkehr, mehrspurig, ganz nach Bedarf, zu fahren. Das war für Motorradfahrer teilweise lebensgefährlich. Ampelanlagen gab es auch nicht, nur Kreisel, in denen jeder fuhr wie er wollte.
Wir kamen, nach dem wir die Stadt durchquert hatten und uns Richtung Balti orientierten (es gab doch ein paar Wegweiser!) auf eine Autobahn, die uns aus der Stadt heraus führte. Die Autobahn wurde nach ein paar Kilometern allerdings wieder zu einer gewöhnlichen Landstraße.

Das Restaurant

Auf der Umgehungsstraße von Orhei entdeckten wir schließlich ein tolles Restaurant mit dem Namen "La Plopi". Da wir die Karte nicht lesen konnten, aber moldawisch, wie auch das Rumänische, romanische Sprachen sind, reimten wir uns manche Sachen zusammen. Spannend war es schon. Der Salat "Salat des Hauses", den wir bestellten, erwies sich als Fleischsalat mit Nüssen. Zugegeben, er war äußerst lecker, passte aber nicht zum gegrillten Hühnchen oder zum Fisch. Also nahmen wir noch einen gemischten Salat zum Hauptgang. Beim Toilettengang stellte ich fest, dass es dort so sauber war, dass man aus der Kloschüssel hätte trinken können.
Ein sehr zu empfehlendes Restaurant und das Essen hatte richtig klasse. Wir bezahlten insgesamt 448,- Leu, das sind keine EUR 20,- zusammen.

Gestärkt und frohen Mutes ging es weiter. Ein kleiner, garstiger Schauer erwischte uns, dem wir nicht ausweichen konnten. Danach war wieder eitel Sonnenschein. Überhaupt konnten wir einige Wolkengebirge sehen, die wohl aus den Karpaten herüber kamen und nichts Gutes versprachen. So erreichten wir Balti und hielten uns weiter in Richtung Edinet, eine Stadt, die schon recht nahe an der ukrainischen Grenze liegt.

Es war später Nachmittag geworden und nach dem nächsten Tankstopp in Riscani, beschlossen wir nach einem Hotel Ausschau zuhalten. Beim Tanken funktionierte die Kreditkartenzahlung nicht, oder sie wussten nicht wie das geht. Also zahlten wir wieder zusammen in bar. Ein Hotel würde es geben, erfuhren wir an der Tankstelle, immer der Straße nach. Sie kamen wir durch das ganze Dorf, von einem Hotel war aber nichts zu sehen. Wir fragten bestimmt dreimal noch nach, aber man deutete immer die Straße entlang. Als wir dachten der Ort hat aufgehört, sahen wir vor einem Gebäude Tische und Stühle und Sonnenschirmen stehen. Wir waren angekommen, das war das Hotel und Restaurant "Adina".

Wir gingen hinein und fragten nach Zimmern. Wir waren die einzigen Gäste, deshalb konnten wir zwei Zimmer bekommen. Der Fremdenverkehr ist hier noch nicht so ausgeprägt. Die Straße führt weiter zur rumänischen Grenze und ab und zu übernachten Autohändler hier, wie wir später erfuhren.
Das Hotel entsprach ganz unseren Vorstellungen. Die Zimmer waren sauber, ebenso Dusche und Toilette, die jedes Zimmer hatte. Auch einen Fernseher gab es.
Wir zahlten für die Zimmer etwa 900,- Leu, etwa EUR 40,- zusammen inklusive Frühstück. Da kann man nicht meckern. Wir brachten unsere Taschen und Koffer auf die Zimmer und setzten uns raus, um das erste Bier zutrinken.

Die Motorräder konnten wir hinter dem Hotel in einem alten Schuppen, der mal in sowjetischen Zeiten eine LKW-Waage war, abstellen. Überall standen noch halbfertige Gitterboxen herum, die keiner heutigen DIN-Norm mehr entsprachen und rosteten vor sich hin.

Der Patron des Hauses war der Bezirksarzt und seine Frau die eigentliche Inhaberin des Hotels. Er konnte etwas englisch und als sein Schwager dazu kam der sehr gut englisch konnte und auch ein Hotel im Ort hat, war die Kommunikation perfekt. Wir erfuhren mehr von Land und Leuten und unterhielten uns über Gott und die Welt, wie man so sagt. Als wir erzählten wo wir überall waren mit den Motorrädern und dass wir von unseren Touren Internet-Reiseberichte schrieben, wollte uns sofort sein Hotel zeigen, damit wir ein bißchen Werbung für ihn, den Ort und sein Hotel machen können.
Auch unser Patron war erfreut über das Angebot und so erfüllen wir ihnen gerne den Wunsch, denn es ist wirklich empfehlenswert.

Um mir auch das Hotel des Schwagers anzusehen, stieg ich in seinen Geländewagen. Zugegeben, mit so einem Auto merkt man wenig von den Straßenverhältnissen. Wir fuhren keine 5 Minuten zu diesem Domicil. Neben seinem Hotel wohnt ein Installateur mit Namen "Schneider" glaube ich. Er spricht leider kein deutsch, wie alle anderen Deutschstämmigen, die einen großen Bevölkerungsanteil in dem Ort stellen. Nach der Hotelbesichtigung liefen wir die paar Meter zum See. Ein richtiges Idyll zum Baden, Angeln oder einfach nur am Ufer oder am Steg zu liegen. Das war wirklich Natur pur. Hier scheint die Zeit stillgestanden zu haben und man kann heute noch nachempfinden wie das ländliche Leben früher war.

Unser Tipp - das Hotel Trandafir

Das Hotel liegt ein wenig abseits vom Zentrum, nahe einem See, an dem geangelt und geschwommen werden. kann. Das Angeln ist völlig kostenfrei und es wir auch kein Angelschein benötigt. Das Hotel ist sauber, die Zimmer gemütlich und Bad und Toiletten entsprechen europäischem Standart. Das Preis/Leistungsverhältnis ist sehr günstig für unsere Verhältnisse. Ein swingendes Nachtleben sucht man hier vergebens, aber dafür findet man viel Natur und sehr nette, freundliche Menschen, die sich auf Gäste freuen.

Als wir unsere letzten Leu in Bier umgesetzt hatten, begaben wir uns aufs Zimmer. Hier nahmen wir noch ein paar Snacks ein, die ich zusammen mit Wasserflaschen und ein paar Bier im örtlichen "Magazin" gekauft hatte. Dazu schauten wir noch ein ein Spiel der Europameisterschaft im Fernsehen - keine Ahnung wer da spielte. Generell war dieses Fußballereigniss für uns auch während unserer Reise nicht so wichtig.
Dann war Nachtruhe angesagt.

gefahrene Tageskilometer: 396

Mittwoch, der 11. Juni 2008 (15. Reisetag)

Die Motorräder sind gepackt

Wie jeden Morgen musste unser Gepäck auf den Motorrädern verstaut werden. Wir gingen also, nach dem wir ausgezeichnet gefrühstückt hatten, in den Hof, um die Motorräder zu holen. Geregnet hatte es während der Nacht und am Himmel lachte die Sonne.
Auf anraten unseren Hausherren und seines Schwagers nahmen wir nicht den kürzeren Weg zur Grenze bei Podevirna, sondern den längeren Weg über Edinet und dann auf der R14 zur Grenze vor Ocnita. Sie meinten, dass dort kaum Grenzverkehr wäre und wir schneller abfertigt würden. Der Umweg machte ingesamt bestimmt 100 Kilometer aus, die alleine 2 Stunden Fahrzeit benötigten. Wir kamen jedenfalls durch eine Gegend mit schönen Holzhäusern und Brunnen mit aufwendig gearbeiten Brunnendächern. Hier muss Wasser noch einen hohen Wert haben.

So erreichten wir die moldawische/ukrainische Grenze. Es waren keine Fahrzeuge vor uns und wir dachten zügig durch die Grenzkontrolle zu kommen. Leider weit gefehlt! Nach der Passkontrolle auf moldawischer Seite erfolgte noch die Zollkontrolle. Ein Mann in zivil kam auf uns zu und fragte uns in moldawisch etwas, was wir nicht verstanden. Es kam immer wieder das Wort "Amphetamin" vor, von dem ich gehört hatte, aber gar nicht wusste was es bedeutete. Manfred zeigte auf unserer Tourenkarte woher wir kamen und wohin wir wollten. Es interessierte ihn nicht, er fragte immer wieder "Amphetamin?" und grinste dabei. Dann ließ er Manfred die Packtasche auspacken und wollte auch, dass ich meine Tasche öffnete. Kein Problem, obwohl mir das noch nie passiert war. Er durchsuchte die Tasche und fand - nichts! Wieder ging das Gefrage los, das keiner verstand.
Schließlich fuhr ein großer Geländewagen vor und drei Personen - eine Frau und zwei Männer mit Unformen, auf denen die Europaflagge aufgenäht war, traten näher. Der in zivil gekleidete Mann wurde jetzt etwas kleinlauter.

Einer der beiden Männer kam jetzt auf uns zu und sagte, er gehöre zur EUBAM und ob wir Probleme hätten. Wir erzählten ihm, dass der Herr in zivil uns seit einer Dreiviertelstunde hier festhielte und uns immer wieder nach "Amphetamin" frage.
Der eine der Männer beherrschte moldawisch und erklärte die Fragen in englisch, die wir dann von dem zweiten Mann in deutsch übersetzt bekamen. Das war zwar nicht nötig, ich spreche fließend englisch, aber eine gutgemeinte Geste.
Also die Fragen:" Haben sie Drogen bei sich?" "Nein" und warum haben sie in so einem kleinen Ort wie Riscani übernachtet?" "Weil wir müde waren nach 10 Stunden Fahrt!"
Dann erfuhren wir, dass uns der zivile Herr eine gute Fahrt wünsche.

Herr Huebbers, dem wir natürlich noch ein paar Fragen stellten, nachdem wir uns für das Eingreifen der EUBAM bedankt hatten, bat uns publik zu machen, dass es diese europäische Institution gibt. Sie helfen in der Ukraine und in Moldawien bei Einreise- und Ausreiseroblemen so wie Problemen mit der Polizei. Sie sind dort stationiert um den Moldawiern und Ukrainern beratend zur Seite zu stehen und Korruption und Willkür zu melden. Jeder Grenzbeamte in der Ukraine und Moldawien muss ein Schild führen, auf dem sein Lichtbild, sein Name und seine Dienstnummer zu erkennen ist. Bei Problemen muss man nur die Nummer notieren und weitermelden.

Er bot uns an, dass sie noch während unserer erneuten Einreise in die Ukraine vor den Grenzanlagen stehen blieben. Ein Angebot. das wir recht gerne annahmen.

Weiter in der Ukraine